2013 - Kroatien, Pula


Erste Entdeckung: Kroatien ist gar nicht drin im TomTom, d.h. Zusatzpaket Osteuropa kaufen!  Aber das heißt nun gar nicht, dass Kroatien irgendwie ärmlich oder zurückgeblieben wäre. Ganz im Gegenteil! Alles scheint gut zu funktionieren, gute Straßenqualität, keine merkbare Kriminalität (die Türen aller Juwelier- und Uhrengeschäfte stehen offen, was in Spanien z.B. so nicht der Fall ist!), und das Land scheint sich vom Kriege hinreichend erholt zu haben. Aber dem Kroaten fehlt (vielleicht von jeher) jene unbeschwerte Fröhlichkeit, mit der z.B. der Italiener gesegnet ist. Ja, der Kroate gemahnt mehr an den Deutschen, der stets etwas niedergedrückt schon an den nächsten Tag denkt, und was da schon wieder schlimmes passieren könnte. Ein mediterranes Land mit wenig mediterraner Menthalität. Auch fällt die im Allgemeinen eher zweckmäßige Kleidung auf oder besser gesagt gar nicht auf. Hier hat es nicht viel von der Eleganz, die italienischen, französischen oder spanischen Frauen anhaftet. Einige wirklich überwältigende kulturbeladene Altstädte, das man es kaum glauben mag und sich einige südspanische Städte nun schon ganz schön ins Zeug legen müssen. Ansonsten sehr viel Felsküste, praktisch keine Sandstrände, alles Kiesel (Badeschuhe einpacken!), Küste ohne Ende, aber kein Sand. Und Inseln ohne Ende, angeblich 1200 Stück, die da in knapper Entfernung vor der Küste liegen. Die könnt Ihr Euch aber großteils gehackt legen! Ganz viele, endlos lange, horizont deckende Gebilde, die völlig kahl sind, als hätte da jemand Atombomben draufgeschmissen, sehr merkwürdig! Auf der Landkarte (von oben besehen) wirkt das eindrucksvoll, aber wenn man dann an der Küste entlang fährt, hat man immer das Gefühl, das andere Ufer eines großen Sees zu sehen. Die Küche ist eher schlicht, rohes wird (bis auf einigenorts Austern) gar nicht erst angeboten. Der Rotwein: schmeckt - und wie überall; je teuerer desto besser! Ansonsten gibt es viele Deutsche, viel zu viele Amis, einige Resorts - für die damaligen Funktionäre gebaut - , und man kommt zwecks Verständigung mit Englisch sehr gut zurande.

Dann wollen wir jetzt mal einreisen! Kurz hinter Triest ist die Grenze, und man kommt nach Istrien. Die Tatsache, dass ich in Spanien wohne, mag ja schon mal zeigen, das ich Deutschland nicht über die Maßen zugetan bin. Noch weniger zugetan bin ich den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich - na ja, und das absolute Schlusslicht meiner Zuneigung biidet Chile. Leider muss ich nun auch die eben bereiste Provinz Istrien des Landes Kroatien irgendwo in diese Reihe einfügen, genau wie es in Spanien mit Gallizien geschehen ist. Wenn man da nicht hin fährt, dann macht es zumindest nichts! Nicht wie durch und weg! Und weder Chile noch Galizien sind ja insbesondere hässliche Stätten, und Kroatien hat optisch jede Menge zu bieten, Landschaft voll da!


Kommen wir aber, weil es ja das Wichtigste ist, gleich mal zum Essen, und das insbesondere vor dem Hintergrund, dass man hier ja von Italien aus einreist. Volle Katastrophe!  Alle Fress-Stätten haben vor dem Eingang diese riesigen, überdimensionalen  Speisekarten, auf denen alle Gerichte als Fotos abgebildet sind. Daneben steht ein Typ, der versucht, einen ins Lokal zu ziehen. Der preist allles an, insbesondere die großen Mengen und die kleinen Preise, und besonders bemerkenswert war der letzte, der auf mich einredete, der nämlich zu berichten wusste, dass in der ganzen Zeit, in der er hier arbeitete, sich praktisch noch niemand über die Speisen beschwert hätte. Der einzige ihm bekannte Vorfall sei eine Frau, die etwas an einer der angebotenen Suppen auszusetzen gehabt hätte. Natürlich ganz klare Lüge, weil, wer bestellt schon in so einem "Restaurant" eine Suppe? "Aber die gemischten Fisch- und Fleischplatten kämen bei den Gästen sehr gut an", toll! Ich wollte mir dann unbedingt die ersten Original Cevapcici reintun. Dabei ist mir aufgefallen, dass diese Hackfleischrollen ja einem äußerst großzügig dimensionierten Hamburger gleichkommen, sich aber wesentlich praktischer in den Mund befördern lassen. Und diese beiden pappigen Brötchenhälften sind von vornherein weggelassen, sehr viel gesünder das, immerhin!


Da war sie, die Kralle, gelb und grausam!

Wenn man in London zu seinem unzureichend geparkten Auto zurückkehrt und am linken Vorderrad die Kralle vorfindet, so ist das eine Sache und dazu eine teure Sache, ca. € 250,- mit allem Drum und Dran. Und natürlich klar, dass man über die Engländer schimpft. Wenn einem aber dasselbe in einer Kleinstadt wie Pula um 9 Uhr morgens passiert, dann wirft das schon ein anderes Licht auf Land und Leute. Da herrscht kein wirklicher Parkplatzmangel, und etwas Karenz-Zeit vom Ticket bis zur Kralle könnte man sich auch wünschen. Aber der Kroate handelt hier mindestens genauso schnell wie die Londoner Politesse. Hier  galt es nun, den Pula-Parking-Service anzurufen, was der Hotelempfangschef für uns erledigte. Gute 5 Minuten später kam schon das Parking-Service-Auto vorgefahren, und ich übergab dem Fahrer die vorher am BMW befestigten Papiere, dabei ein Ticket über 100 Kuna (€ 13,30). Und jetzt treibt es einem doch schon fast die Tränen in die Augen! Denn genau diesen Betrag und nicht mehr wollte dieser Mann nun von mir eintreiben. Da kommt morgens um acht erstmal die gemeine Pulaner Politesse und druckt das Ticket für die Windschutzscheibe aus. Alsbald darauf muss ja dann die nächste gekommen sein und den Pula-Parking benachrichtigt haben. Dann kommt also dieser "Service" und befestigt die Kralle nebst weiterer Papiere und Warnungen, nicht los zu fahren, da das Auto sonst Schaden nehmen könnte. Dann ruft man an und der Parking-Service kommt zum zweiten Mal, und all dieser Aufwand kostet dann € 13,30. So werdet Ihr nicht reich, Ihr Kroaten! Und die Fisch- und Fleischplatten sind auch viel zu billig! Und besser wäre nur ein Drittel der Menge und dafür italienische Qualität!

Ansonsten: merkwürdige Mischung von historischem Kulturerbe, hässlichsten Plattenbauten aus Tito's Zeiten, und moderner Architektur, im Hotel kein Föhn und kein Bidet, super grüne Wälder, blaue Seen und Küsten gepaart mit mondlandschaftsartigen Inseln, die die Sicht auf's weite Meer versperren, zumindest Istrien letztlich alles irgendwie huääh.

Am nächsten Morgen hat es wieder voll Rohr geregnet. Also haben wir in Split eine Unterkunft gebucht und sind mit wenig Hoffnung Richtung Süden geflohen. Auf halber Strecke wieder Cevapcici, merkbar schlechter. Auch bei Fastfood Qualitätsunterschiede.

Aber wartet mal ab auf Split - other planet!