1980 - 84 Tru Tune Tremolo, Eddie VH, USA




1980 - TTT – TRU TUNE TREMOLO

TTT S-Style
Von Anfang an lag mir hauptsächlich die Produktentwicklung am Herzen und hatte gerade auf der Stratocaster von Matthias Jabs das neue, erste Floyd-Rose-Tremolo entdeckt. Ein totaler Insider-Tipp: kompromissloses Festklemmen der Saiten an beiden Enden (Sattel und Bridge). Matthias, der damals oft hereinschneite, war zurecht begeistert davon,  bemängelte aber zugleich die Idee: Sollte sich mal eine Saite verstimmen – was ja bei extremem Saiten-Ziehen durchaus passieren kann -, so musste man die Klemm-Arretierung am Sattel erst zeitraubend und umständlich per Inbusschlüssel lösen musste, um nachzustimmen.

So kam ich auf die Idee mit den Feinstimmern: Klemmen nur am Sattel (der ja samt Mechaniken immer ein gewisses Reibungsproblem darstellte). Nachstimmen am Tremolo mittels Feinstimmern, (die ja von Streichinstrumenten bereits bekannt waren). Das Rockinger TRU TUNE TREMOLO war geboren! Das funktionierte tadellos. Und um die Sache auf die Spitze zu treiben, hatten wir einen kleinen Schlüsselhalter entwickelt, der auf der Kopfplattenrückseite angeschraubt wurde, um die nötigen Klemmschlüssel zu beherbergen. Dieser Schlüsselhalter wird übrigens bis heute von mehreren asiatischen Firmen kopiert.
TTT-Patent
Keyholder S-Style
Kurz drauf hatten wir unseren ersten Stand auf der Frankfurter Musikmesse – ein echtes Abenteuer! Harald hatte als nunmehr freier Mitarbeiter eine Art Hawai-Feeling mit Kunstpalmen für den Stand kreiert. Unser Nachbar war KRAMER-USA. Deren Chef, Dennis Berardi, sah unser Tremolo und war fasziniert. Jawoll: Die Amis waren begeistert von unseren Fine-Tune-Tremolos und den Pickguards in „mint-green“. Ruck zuck Vertrag aufgesetzt und wir mussten die Produktionsmenge erheblich erhöhen.
Musikmesse Frankfurt
Dennis Berrardi konnte sofort Edward Van Halen (erster Floyd Rose Befürworter) begeistern, und unser Rockinger-Tremolo kam dann in den USA als „Edward Van Halen Tremolo“ auf den Markt. Allen anderen deutschen Gitarrenfirmen und natürlich auch den Zulieferern ging es ob der japanischen Konkurrenz äußerst dreckig in diesen Zeiten. Umso mehr jubilierte die Hardware Company, weil wir andauernd Aufträge für hunderte dieser Trems einreichten, wunderbar! Das war ein gutes Jahr!
TTT Kramer




Im Leben läuft nicht alles glatt (nur als Warnung, falls es jemandem noch nicht aufgefallen ist …). Dazu gehören natürlich auch verpasste Gelegenheiten. So wurde mir ein historisch wichtiges Gespräch mit Keith Richards und Ron Wood verhagelt. Just in dem Moment, als wir uns die Hände geschüttelt haben, rief mich mein Geschäftspartner Ingo auf dem Handy an, dass er jetzt am Backstage-Eingangsbereich der Halle stünde und ob ich ihn reinholen könnte. Also entschuldigte ich mich bei den beiden Stones und sagte: „Kleinen Moment, ich bin sofort wieder da. Ist viel besser, wenn wir alle Vier zusammen reden.“ Aber damit war die Sache gelaufen. Als ich Ingo endlich in der Meet & Greet-Lounge hatte, waren Keith und Ronnie längst nicht mehr zu haben. Sowas passiert halt, und man kann sich im Nachhinein darüber ärgern. Das ist, wie wenn einem der Rasierpinsel ins Klo gefallen ist. Doch was soll’s, muss man auch mal wegstecken können. Es gibt weitaus Schlimmeres, als kein Gespräch mit Keith und Ron. . (Aber Eddie van Halen, den wollte ich unbedingt mal kennenlernen. Und damals gab es noch keine Handies.

1982 – Rockinger USA – Bernard Ayling

Leider hatte auch Mister Floyd D. Rose nicht geschlafen, sondern seinerseits – unabhängig von uns – ein Feinstimmer-Tremolo entwickelt. Das kam uns auf einer Eröffnungsparty von Musicians Place „MP“, einem Musikgeschäft in Hannover, zu Ohren. Hiob, der Überbringer schlechter Nachrichten, hieß in diesem Falle Frank Untermayer und war Mitarbeiter der Firma Hamer. Und Hiob Frank legte nach: Kramer beabsichtigt, die Zusammenarbeit mit Rockinger einzustellen, um künftig nur noch mit Floyd Rose Geschäfte zu machen.“ Die Welt ist klein … Umgehend flogen Züli und ich nach New Jersey, USA, zu Kramer, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Die Kramers versuchten natürlich, alles zu dementieren, oder wenigstens kleinzureden. Aber per Zufall entdeckten wir an einer Pinwand einen Hinweis auf die anstehende Floyd-Offensive. Klingt alles wie ein Spionage-Thriller, ich weiß …

Zufall: Ebenfalls in New Jersey, und ausgerechnet in Asbury Park, direkt in der Nähe der Kramer-Factory ansässig, war ein angesagter Vintage-Guitar-Dealer namens Bernard Ayling, der auf der Frankfurter Messe einen Teil unseres Standes belegt hatte. Er sprach fließend Deutsch, weil er zwölf Jahre im Saarland als Sohn eines amerikanischen Besatzungssoldaten lebte. Den haben wir kurzerhand besucht, und schilderten ihm unsere Situation. Und siehe da,  er bot sofort begeistert an, den USA-Vertrieb für unsere Tremolos zu übernehmen.
Bernard Ayling
Immerhin hatten uns die Kramers eine Telefonnummer von Eddies Management in Los Angeles überlassen, sodass wir kurzerhand einen Flug an die Westküste antraten. 
Freeway Beach

Die einzige, wirklich Adresse, die wir in L.A. als Anlaufpunkt hatten, war eine Freundin unseres Bass-Spezialisten Henner Malecha, von dem ich schon berichtet hatte. Diese Angela „Angie" wohnte in einem wenn auch baufälligen, aber wunderschönen spanischen Haus in der Whitley Terrace auf den Hollywood Hills bei einem irgendwie gestrandeten Filmproduzenten. Also Micha und ich mit unserem Mietwagen da hin und geklingelt. Der Typ, der uns etwas verwirrt die Tür öffnete, musste wohl jener Produzent sein. Er bat uns höflich, in ein paar Stunden wieder zu kommen, da er gerade auf Acid sei, und dies nicht der rechte Moment. „Ok, ok, we'll come back later!" Wir also wieder runter nach Hollywood auf den Parkplatz von so einem Liquor Store. Da haben wir uns hingehängt, paar Tüten Chips und was weiß ich noch geholt und einfach nur die Leute beobachtet. Das hatte direkt schon was LSD-artiges, dieses Gewusel von hektischen Gestalten, ein paar völlig fertige Typen, dann ab und an ein Cabrio mit irgendwelchen Juppies, Drogendealern - eben typisch California. Dann haben wir ne kleine Rundfahrt gemacht und sind wieder hoch zur Whitley Terrace.

 

Dennis hieß er und war wohl halbwegs runter gekommen von seinem Trip. Und auch Angela war da, ganz scharfer blonder Zahn. Jawoll, im ersten Geschoss war ein freies Zimmer mit zwei Betten. Da konnten wir bleiben. Außerdem war man happy über unseren mitgebrachten Bierdosenvorrat, denn im Kühlschrank der beiden herrschte ziemliche Leere. Überhaupt schien Dennis finanziell aus dem letzten Loch zu pfeifen. Auf dem Rückweg kauften wir noch 'ne Ladung Lebensmittel und Getränke und machten es uns dann bei den beiden gemütlich. Ein Wahnsinnsblick über L.A. von der Terrasse, und insbesondere schwirrte dort ab und an ein Kolibri zu der eigens für ihn an einem Terrassen­pfosten angebrachten Trinkstation herein, stand fast lautlos, wunderschön exotisch in der Luft und saugte mit dem langen, dünnen Schnabel Wasser aus der gläsernen Röhre, wie ein großer Nacht­falter oder ein überdimensionales Tauben­schwänz­chen. Wo sieht man sonst schon mal 'nen Kolibri! Einfach wahnsinnig bizarr, diese kleinen Propellertiere.Whitley Terrasse
L.A. im Sommer: Es war nachts derart warm, dass man sich nicht mal zudecken brauchte. Am nächsten Tag machten wir alle zusammen eine kleine Rundfahrt, die irgendwo weiter oben in den Bergen zu einer Grillparty führte. Da ließen wir es uns gut gehen, um am späten Nachmittag zurück ins spanische Haus zu fahren. Dennis war für einen Moment verschwunden. Alsbald kam er wieder, öffnete seine rechte Hand, und wir blickten auf vier quadratische LSD-Löschpapierchen, wow!

Eieiei, seit Jahren hatte ich überhaupt keine Drogen mehr eingenommen! Und mein letzter Acid-Trip etwa im Jahr 1972 war eher ungut gewesen. Aber egal! Ok, ok, rein damit und unter die Zunge, mal sehen was passiert! Wir tranken ein paar Biere, und irgendwann fing das an. Ich blickte von oben auf die vom lauen Wind gewiegten Wipfel zweier weiter unterhalb des Hauses gepflanzten Eukalyptusbäume, und von einem Moment zum anderen meinte ich, die Blätter nicht mehr richtig fokussieren zu können. Aber es war anders, mehr als würden sie von hell zu dunkel changieren. Und dann bekam der Rauch meiner Winston Zigarette eine ungeheure Plastizität und ich sagte zu den dreien: „Schaut mal, der Rauch, welch ungeheure Plastizität!" Das löste bei allen sofort einen extremen Lachanfall aus. Das LSD tat seine Wirkung, dieser Zustand, auf einmal ist er da, ohne daß man den Zeitpunkt seines Eintritts noch hätte zurückdefinieren können. Die Selektionsfähigkeit des Hirns wird weitgehend ausgeschaltet, jegliches Geschehen wird nicht nur aufgenommen, sondern auch intensivst verarbeitet. Man kann nicht mehr den Blick einfach schweifen lassen, aus den unwichtigsten Dingen entstehen aufwendige  Assoziationen, selbst völlig belanglose Sätze oder Begebenheiten transzendieren in einen neuen Sinngehalt. Dabei wird alles dem jeweiligen Gemütszustand entsprechend verarbeitet, d.h. im Prinzip fühlt man sich in gleicher Weise gut oder schlecht, wie wenn man nichts genommen hat. Ist man guter Dinge, so erscheint eben auf Acid alles absolut optimal, ist die Grundstimmung schlecht, so ist eben alles ganz, ganz schlecht. Horrortrips mit übelsten Angstzuständen und womöglich bleibenden Schäden können die Folge sein.

Eigentlich sollte man sich auf LSD nicht in unkalkulierbare Situationen begeben. Aber Dennis schlug vor, zum Griffit-Observatorium rauf zu fahren. Da machten sie Laser-Shows in der Kuppel. Nun, wir waren zwar ganz schön durcheinander, aber die Realität war noch real - um es mal tripmäßig zu formulieren. Ich konzentrierte mich weiter ein wenig auf die tief unten pulsierenden Eukalyptusblätter, dann machten wir uns auf zum Auto, Dennis fuhr und ich beobachtete fasziniert die Lichter der Stadt. Alsbald bogen wir ein in eine gewundene Allee mit Platanenbäumen, die nach oben zur Sternwarte führte. Eieiei, die Rinden dieser Bäume, das war wie Spiegel-Reflexe, dieses Hell und Dunkel, alles als führe man durch einen Tunnel mit seitlicher Video-Animation. Endlich landeten wir oben auf einem Parkplatz und spazierten von da hoch zur Sternwarte, wo diese unglaublich lange Schlange vor der Eintrittskasse war. Aber weiterhin egal. Wir reihten uns ein, quaselten, lachten wie irre und beobachteten das Geschehen. Tausend Leute am Rumwuseln, es quoll heraus und herein aus der Schlange, von links nach rechts, von rechts nach links, changierende Schatten. Da kreierte ich dann diesen Trip-Spruch: „Also, so hat jede Schlange ihre Ordnung!"
Auf LSD dauert alles weitaus länger als nicht auf LSD. Aber irgendwann. nach wundersamen Zeiträumen waren wir dann an der Reihe mit dem Ticketkauf und konnten endlich die heilige Kuppel der Sternwarte betreten. Rückblickend muss ich sagen, dass das ohne Löschblatt alles vielleicht gar nicht so toll gewesen wäre, zumal in einem Sperrgang einige Meter vor uns ein Cop mit geladener MG stand und ordnungsmächtig in die Menge schaute. Aber irgendwann ging dann das Spektakel los. Zu Toto's „Rosanna" schraubten sich farbenprächtige Laser-Gebilde in die Kuppel des Observatoriums, Farben voll da, wir waren fasziniert. Die akustische Wahrnehmung intensiviert sich ungemein in solch riesigen Gewölben.

Irgendwann nach Ewigkeiten war die Show vorbei und wir machten uns auf nach draußen. Auf Acid verliert man ja nicht seine Sozialisation - im Gegenteil sogar - aber dieses „sich Räume welcher Art auch immer mit anderen zu teilen" - in diesem Fall mit knapp tausend hauptsächlich Amis, die hier rauf zum Laser-Gucken gekommen waren und sich nun wieder auf dem Außengelände verteilten bzw. in Pulks Richtung Parkplätze verschwanden - sowas ist einfach problematischer als wenn man nicht auf Droge ist. Könnten die was davon merken, dass man was genommen hat? Oder was tun, wenn man da mit irgendeinem Idioten aneinander gerät? Aber, ok, ok, wir waren ja alle vier gut erzogene Leute. Nachdem wir noch einige aufwendige Wanderungen direkt um das Observatorium mit optimalem L.A.-Blick getätigt hatten, schlingerten wir zurück zum Auto.

Türen auf, ich ließ mich auf den Rücksitz fallen. Das Sitzgefühl war irgendwie Scheiße. Ich griff mit den Fingern neben mich und gewahrte plötzlich einen Haufen kleine Glassplitter. Verdammt, Irgendwelche verpissten Straßengangmitglieder hatten eine Scheibe unserer Limousine eingeschlagen. Ich sprang verwirrt aus dem Wagen und klärte die anderen drei über die Sachlage auf. Dennis als Viel-Trip-Nehmer schien die Situation als erster zu überblicken. „Something must be missing!" Klar, ohne Grund hatten die nicht unser Auto aufgebrochen. Und dann fiel es mir ein, Scheiße! Leider hatten wir in unseren wirren Köpfen vergessen, dass unsere Kameratasche very best einsehbar auf dem Rücksitz lag. Aber das waren doch irdische Dinge, völlig egal Unsere Kameratasche! „They wanted the camera!", bestätigte Dennis mehrfach. Das war echt ärgerlich, nicht nur die schöne Spiegelreflexkamera war weg, sondern auch einige Rollen Negative, die wir an der Ostküste geschossen hatte. Zum Glück (siehe positive Schwingungen) hatte ich den letzten Film mit den „Eddie-Fotos" wie in einer Vorahnung in meinen Reisekoffer deponiert. Also letztlich, alles gar nicht so schlimm.
Das Acid war über dieser Sache ein wenig in den Hintergrund getreten, baute sich nun aber erneut auf. Wir palaverten weiter über das Thema und gerieten nach kürzester Zeit in neue, positive Schwingungen. Das ging soweit, dass wir uns in die Idee hineinsteigerten, dass Dennis über diese Sache einen Superfilm drehen könnte, das Drehbuch quasi schon stand, und er so zu neuem, ungeahnten Hollywood-Erfolg kommen würde. Na ja, am nächsten Tag sind wir zur Polizei, haben eine Anzeige aufgegeben, und später - zurück in good old Germany - haben wir sogar von der Versicherung unsere Kamera ersetzt bekommen.

Eddie Van Halen

Wir erzählten von unseren Eddie-Plänen und Dennis riet uns, gleich mal runter zum Sunset zu fahren. Da wären jede Menge Gitarrenläden. Wir uns also aufgemacht, und alsbald standen wir vor dem „Guitar Center“. Hinein mit uns, und da hingen sie, die Kramer-Gitarren mit unseren Tremolos. Darüber kamen wir mit einem der Verkäufer ins Gespräch, „ja, ja, Van Halen, wow! Und das Nächste, was er dann verlautbaren ließ, war, dass Eddie in wenigen Minuten hier erwartet würde, weil der was abzuholen hätte. Und du glaubst es nicht, sieben Minuten später schüttelten wir Eddie Van Halen die Hände. Super nett und als Holländer sogar der deutschen Sprache mächtig. Und "Conan The Barbarian" hatte gerade Film-Premiere!
Eddie van Halen
Dann haben wir ein bischen gefachsimpelt und erwähnt, dass wir im Auto eine Gitarre für ihn hätten, eine rot-weiß lackierte Starshape mit Tru Tune Tremolo. Wir also alle raus zu unserem Auto und die Starshape ausgepackt. Eddie, sowieso begeistert ob des Tru Tunes, und so kam es dann zu diesem schönen Foto auf dem Sunset Boulevard. Wir hatten quasi aus dem Nichts alles erreicht, was wir wollten. Und sogar noch etwas mehr …
Etwas merkwürdig ist mir aber in einem Interview, welches er nicht allzu lang vor seinem Tode gegeben hatte, aufgestoßen, dass er behauptete, er hätte die Idee zu den Feinstimmern gehabt. Das war nun definitiv meine Idee. Aber so wird Geschichte gern mal gebeugt!

Totales Sustain aus einem halben Pfund Messing!


Sogar unsere Tunamatic Wrap Around Bridge ist auf einer Doppelhals-Gitarre des Eddie Van Halen gelandet!

San Francisco - John Cipolina

Ein paar Tage sind wir mit unserem Mietwagen rauf nach San Francisco gebrettert. Wir wollten John Cipolina besuchen, dem wir mal im Leine Domizil eins unserer Tremolos überlassen hatten. Übrigens vorher Gitarrist in der Gruppe „Quicksilver Messenger Service“ und dazu der Bruder des Bassisten Mario Cipolina, der bei Juey Louis diesen magischen Bass beisteuerte. John wohnte in Mill Valley, mal eben über die Golden Gate Bridge und noch ein bischen weiter. Ein idyllisches Dorf mit viel Wald, seine Mutter Italienerin, das ganze Haus voller Kochbücher, und John zeigte uns seine Gitarrensammlung. Der stand plötzlich auf, verschwand und kam dann mit einem Gitarrenkoffer zurück. Exotisches Zeugs, z.B. eine Gibson SG, an der er selbst mit dem Schnitzmesser wilde Ornamente ausgehoben hatte. Ein verrückter Freak, dem nichts heilig war. Und wir haben jede Menge Joints geraucht. Zuletzt kam er mit einem schmalen, rechteckigen Tweedcase zurück, machte es auf, und da drin war ein Jagdgewehr. Er erklärte, dass er mal in Mill Valley der Meister des Straßenlampen-Ausschiessens war. Alsbald waren wir total bedröhnt, verabschiedeten uns und machten uns auf den Heimweg ins Motel.

Stoneground & Rednecks


Züli hatte in einem San-Francisco-Magazin herausgefunden, dass seine schon immer favorisierte Gruppe Stoneground in einem Club in Petaluma auftreten würde. Stoneground war in den Hippiezeiten eine echt angesagte Band, die übrigens mal in dem Film „Drakula jagt Minimädchen“ mit Christopher Lee ein Debut als Partyband auf einer dekadenten Hippieparty hatten. Wir also ca. 50 Meilen nordwärts in diesen Ort und den Club gefunden. Stoneground war dezimiert auf ein Trio plus einer der vormals drei Sängerinnen, aber die machten einen guten Sound. Wir hatten uns vor dem Konzert kurz vorgestellt : Fans der ersten Stunde, Rockinger Tremolos, gerade bei John Cipolina gewesen, Eddie Van Halen getroffen ... Alles klar, wir waren akzeptiert.

In der Mitte des zweiten Sets spürten wir auf einmal merkwürdige Vibrations. Wir saßen auf einer gepolsterten Bank an der Wand und plötzlich kam über die Oberkante ein Aschenbecher hinter uns an, zielgerichtet geschleudert mit viel Kraft. Dann hörte ich links laut von weiter vorne: „Don’t know who is the woman and who is the man?“ Eieieei, mir wurde klar, dass uns da irgendwelche Rednecks für Schwule hielten. Wir sahen ja immerhin ein bischen anders aus als die Leute in dieser dörflichen Gegend.

Irgendwie muss die Band das mitgekriegt haben, und plötzlich spielten sie signalmäßig den Doors-Song „People Are Strange“. Ich wollte das aber auch nicht so stehen lassen, zumal ich wähnte, dass wir uns hier unwissend in eine prekäre Situation gebracht hatten und womöglich in schlechter Verfassung auf dem Boden des Bürgersteigs landen würden. Also bin ich da hin zu diesen Typen: „Habt Ihr irgendein Problem mit uns?“ Zum Glück haben die gleich geschnallt, das wir Ausländer, Deutsche sind und sich immerhin sofort entschuldigt. Der Rädelsführer bat mich dann, mit ihm auf die kleine Tanzfläche vor der Bühne zu gehen und einen Dance zu vollführen. Habe ich gemacht, mit dem Hintergedanken, dass der womöglich insbesondere vom anderen Ufer war. Verlogene Welt!

Na ja, wir sind da nochmal glimpflich davon gekommen. Aber Vorsicht in hinterwäldlerischen Orten mit faschistoiden Dörflern!


Back in Germany

Zurück in Deutschland lief alles weiter auf Erfolgskurs. Neben dem Tru-Tune hatteich weitere Locking-Tremolos entwickelt: den „Les Trem II (Les Trem I war ohne Feinstimmer), der genauso, ohne nur irgendetwas verändern zu müssen, in den Tailpiece-Hülsen einer Les Paul oder SG verankert werden konnte. Neu hinzu kam jetzt ein spezieller Rollensteg in den Maßen einer Tunamatic-Bridge, der schon damals sowohl eine seitliche Arretierungsmöglichkeit, sowie zwei Madenschrauben zum Festsetzen hatte. Ich weiß bis heute nicht, auf was die Firma  „TonePros“ da für ein „Patent“ drauf haben soll. Außerdem bin ich absolut der Meinung, dass eine „normale“ Tunamatic-Bridge, die sich beim Tremolieren mitbewegt, wesentlich besser funktioniert.

Röllchen rollen selten gut. Meistens neigen sie zum Klappern oder Klemmen. Aber das war nicht der Zeitgeist von damals. Eine echte Herausforderung: Telecaster mit Tremolo: Ich hörte nicht auf zu grübeln … Mit Erfolg: Nach einigem Hin und Her hatten wir den Prototyp („Tellybrator“) fertiggestellt. Ein Locking-Tremolo, welches genau auf eine Tele passte. Allerdings musste man zunächst für die unter der Grundplatte befindliche Druckfeder ein Loch mit 20 Millimeter Durchmesser bohren, was aber von außen nicht zu sehen war. Mit dem Tellybrator und weiteren Parts haben wir natürlich auch unser USA-Business noch kräftiger angekurbelt.

Made in Germany

Züli und ich mit Daimler
Mein Freund, der „Doc“, alias Klaus Peter Reinicke, brachte mich auf die Idee, die Automarke Mercedes in unsere Werbekampagne mit einzubeziehen. „Für die Amis ist doch Mercedes das Symbol für deutsche Wertarbeit schlechthin!“ So kam es zu dem Spruch „It’s not only Mercedes which makes German products famous“. Züli und ich posierten – beide mit Gitarre – vor unserem hannöverschen neo-klassizistischen Rathaus auf der Motorhaube eines 1968er Doppellampen-Mercedes 280-SE und verkündeten, dass wir neben Sauerkrautverzehrs auch hervorragende Tremolos designten.
Tru Tone USA
Unser Erfolg war verblüffend, wobei Bernard Ayling diverse Briefe von Marketing- und Anzeigen-Agenturen bekam, dass „so eine Anzeige überhaupt nicht ginge“. Aber – frech wie wir waren – wir hatten sie am Haken, die Amis!

Zur Verpackung der Tremolos und anderer Hardware hatten wir uns eine Skin-Pack-Maschine gekauft. Da legt man das Zeugs auf eine etwa DIN-A2-große Pappe, zieht von einer Rolle eine transparente Folie drüber, und während ein Heizelement von oben die Folie erwärmt, schaltet man eine Vakuum-Pumpe ein, die die Folie über die Hardware auf die Pappe saugt and verklebt. Für die Pappe hatten wir ein neues Design entwickelt, um für die Amis unser „Made in Germany“ zu unterstreichen – Hermann der Cherusker mit einer Rockinger Rocket in der gereckten rechten Hand. Heute eher zweifelhaft…
Hermann der Cherusker
Rockinger USARockinger USA
Rockinger USA

Tone Prost


Mach achte auch auf den seitlich arretierbaren Steg s.o., meine Idee, die Jahrzehnte später von der Firma Tone Pros als ihre geniale, revolutionäre Neuerung gepriesen wurde!


Messing?

Praktisch sämtliche Hardware unseres Programms war ja dank der Firma Müller & Sohn aus Messing gefertigt, weil das einfach das am besten zu bearbeitende Material war, um Teile in kleinen Serien per Fräsen und Bohren herzustellen. Kurz drauf kam nun die Firma Schecter mit ihren exklusiven Fender-Kopien, ausgestattet mit Messing-Hardware auf den Markt, was einen neuen Boom auslöste: Messing – das Non Plus Ultra für den Sound! Wir haben natürlich sofort für uns dieses Produkt-Merkmal mit vollem Erfolg in den Vordergrung gerückt. Wir haben sogar Madenschrauben aus Messing für die Höhenverstellung der Einzelbrückchen machen lassen – für noch mehr Sustain! Oder unser Wrap-Around-Einteiler: „Totales Sustain aus einem halben Pfund Messing“!

Heute sehe ich das etwas mit gemischten Gefühlen. Da werben sogar bestimmte Hardware-Hersteller damit, ihre Produkte seien aus „Glockenbronze“ hergestellt. Das kann einfach nicht sein! Glockenbronze ist in dieser Form nicht am Markt erhältlich! Und nichts gegen Messing! Messing hat dank seiner molekularen Struktur und Härte echte klangliche Vorteile und rostet nicht. Aber alsbald kam auch die Theorie auf, dass das alte 60er-Jahre Strat-Tremolo mit seinem rostigen Tremoloblock samt Grundplatte aus Stahl einfach am besten klang. Who knows it?

Fazit: Hier wurde viel propagiert um des schnöden Mammons willen, aber letztlich ist die Konstruktion eines Hardware-Teils doch das Wichtigste, um eine gute Übertragung der Saitenschwingung in das Gitarrenholz zu gewährleisten.Rockinger USA

Tellybrator  & Bass-Tremolo



Und es gab alsbald nicht nur den Tellybrator mit Feinstimmern und der unsichtbaren Druckfeder unter der Bodenplatte, sondern sogar auf Henner Malechas Drängen ein Bass-Tremolo mit Feinstimmern.

Messing?

Praktisch sämtliche Hardware unseres Programms war ja dank der Firma Müller & Sohn aus Messing gefertigt, weil das einfach das am besten zu bearbeitende Material war, um Teile in kleinen Serien per Fräsen und Bohren herzustellen. Kurz drauf kam nun die Firma Schecter mit ihren exklusiven Fender-Kopien, ausgestattet mit Messing-Hardware auf den Markt, was einen neuen Boom auslöste: Messing – das Non Plus Ultra für den Sound! Wir haben natürlich sofort für uns dieses Produkt-Merkmal mit vollem Erfolg in den Vordergrung gerückt. Wir haben sogar Madenschrauben aus Messing für die Höhenverstellung der Einzelbrückchen machen lassen – für noch mehr Sustain! Oder unser Wrap-Around-Einteiler: „Totales Sustain aus einem halben Pfund Messing“!

Heute sehe ich das etwas mit gemischten Gefühlen. Da werben sogar bestimmte Hardware-Hersteller damit, ihre Produkte seien aus „Glockenbronze“ hergestellt. Das kann einfach nicht sein! Glockenbronze ist in dieser Form nicht am Markt erhältlich! Und nichts gegen Messing! Messing hat dank seiner molekularen Struktur und Härte echte klangliche Vorteile und rostet nicht. Aber alsbald kam auch die Theorie auf, dass das alte 60er-Jahre Strat-Tremolo mit seinem rostigen Tremoloblock samt Grundplatte aus Stahl einfach am besten klang. Who knows it?

Fazit: Hier wurde viel propagiert um des schnöden Mammons willen, aber letztlich ist die Konstruktion eines Hardware-Teils doch das Wichtigste, um eine gute Übertragung der Saitenschwingung in das Gitarrenholz zu gewährleisten.


Karl Gölsdorf

Hier sei noch erwähnt, dass mein Urgroßvater Karl ein genialer Erfinder in Sachen Dampf-Lokomotiven war. Für die österreichischen Staatsbahnen hat er über die Zeit nicht weniger als fünfundvierzig Modelle entworfen und dazu die sog. Gölsdorf-Achse erfunden, die bei Lokomotiven mit mehr als zwei Achsen, den zusätzlichen Achsen ermöglichte, sich in Kurven horizontal zu verschieben, um sich so dem Radius der Kurve anzupassen.
Karl Gölsdorf
In Wiens erstem Bezirk haben sie eine Straße nach ihm benannt und im Internet kann man noch heute seinen Fanclub googeln.



Trans-Tremolo!


Doch damit nicht genug! Da war gerade dieser Ned Steinberger mit seinem in diversen Tonschritten einrastbaren Headless-Trans-Tremolo auf dem Markt erschienen. Das hat mich einfach fasziniert, dass da jemand eine Idee hat und tatsächlich in der Lage ist, diese technisch umzusetzen. Obwohl das eine technische Neuerung war, die ich persönlich überhaupt nicht brauche, weil ich gar nicht auf Country-Musik und diese super harmonischen Lapsteel Klänge stehe.

Aber es war einfach der Anreiz, andere technische Lösungen zu finden. Ich fühlte mich „gefordert"! Angefangen habe ich mit dieser abstrusen Konstruktion eines zweiteiligen Bodies, dessen beide Korpusteile zueinander verschwenkbar waren, wobei der hintere Teil praktisch wie ein Tremolohebel die Angriffsfläche zur Tonveränderung war. Das "Horn nach unten drücken oder hochziehen,  Akkord rauf und runter!  Die Ballends der Saiten saßen in kleinen Haltern befestigt auf sechs Zungen unter einem Bügel mit sechs Madenschrauben, mit denen man die Austrittshöhe jeder Saite einstellen konnte. Dazu ein verdrehbarer, revolverartiger Anschlag für verschiedene Ruhepositionen in Halbtonschritten. Vielleicht nicht schlecht gedacht, aber ab in die Garage für ausgemusterte Erfindungen! „Das kauft keiner!"


Mac Wonderlea

Mac Wonderlea
Dieser Mac war ein wunderbarer Schreiber für’s damalige Fachblatt und unser Fan der ersten Stunde. (Außerdem hatte er sich während unseres ersten Musik-Messe-Auftritts ein wenig in unsere Buchhalterin Gerda Maus verguckt. Na ja, da war ihr Nachname schon Programm …) Davon abgesehen stand er  auf unsere Produkte, beschwor nahezu unsere positive Energie und liebte unsere bisweilen abstrusen Anzeigen. Und er war Gitarrist, hatte ein Studio in der Nähe von Leverkusen und war Fan von Frank Sinatra. Aber leider auch Fan von harten Drinks, was ihn letztlich in den 90er Jahren unter die Erde gebracht hat. Ein echter Verlust (und nicht nur, weil er immer nette Sachen über uns geschrieben hat).

1983 – Jörg Sürie

Jörg Sürie
Im Januar 1983 fing Jörg Sürie als kaufmännische Fachkraft bei uns an, weil weder Züli noch ich die hinreichend begnadeten Kaufleute waren und wir Rockinger organisatorisch noch mehr nach vorne bringen wollten. Jörg schaute mehr auf die Zahlen und kriegte alsbald den Spitznamen „Jake“ – ich weiß nicht mehr, ob das einer der Typen aus den TV-Serien „Dallas“ oder „Denver“ war. Hier sieht man ihn zur Rechten, links Pierro Terracina von der Company Magnetics. Die produzierten in Rom aktive Pickups in EMG-Manier und wir hatten den Vertrieb für Deutschland übernommen.
Magnetics
Hier mal eine schräge Kreation von Horst – die Klo-Caster:
Klocaster

1984 Der Tremolo-Klau

Der Gitarrenmarkt wurde weiterhin von Finetuning-Tremolos mit Klemmsystemen dominiert: Floyd Rose, Kahler und Rockinger. Kahler hatte ich noch nicht erwähnt. Das war ein aufrechter Kalifornier, Gary mit Vornamen, der frästechnisch aus Messing jede Menge Gitarren-Hardware für Schecter und andere Firmen herstellte. Alle weit vorne im schwer umkämpften Business. Und wenn es was abzugreifen gab, waren auch die Japaner schnell dabei, diese gut verkäuflichen Dinge zu kopieren. Zu unserem Schrecken mussten wir nämlich im US-amerikanischen „Guitar Player“ Magazin eine Anzeige entdecken, die eine fast originalgetreue japanische Kopie unseres Les Trems zeigte. Wir waren natürlich stocksauer darüber.
Horst
Im März gingen wir wieder auf die Musikmesse. Horst hatte extra dafür eine transportable Schallkabine gebaut. Heiliger Joseph, welch Mengen von Material haben wir nach Frankfurt gekarrt! Aber wir waren die Kings mit unseren Tremolos und Binding-Gitarren und –Bässen. Und man traf damals immer eine Menge illustrer Leute auf dieser Veranstaltung.

Und hier in Frankfurt nahm der Produkt-Klau noch ganz andere Formen an. Gary Kahler erschien äußerst aufgebracht auf unserem Stand und berichtete, dass es da eine japanische Firma namens „Rokkoman“ gäbe, die Kopien von allen derzeit erhältlichen Feinstimmer-Tremolos anböte und diese sogar in ihren Preislisten als „Floyd Rose Tremolo“, „Kahler Tremolo“ und „Rockinger Tremolo“ spezifizierten. Diese Preisliste hatte er dabei, alles schwarz auf weiß. Mir stockte der Atem. Diese elenden Raubritter!
Gary Kahler und ich
Doch was tun? Erstmal mit Mac Wonderlea sprechen, dem alten Haudegen. Diese Ungeheuerlichkeit muss einfach über die Medien in die Öffentlichkeit getragen werden, die Japaner müssen  bloßgestellt werden! Der Plan: Alle Betroffenen samt einem Pulk von Medienvertretern hin zum Rokkoman-Stand und diese Leute aufmischen. Dennis Berardi von Kramer war schnell zu gewinnen, gleichermaßen jemand vom Guitar Player. 

Am nächsten Morgen sind wir dann tatsächlich mit rund. 40 Mann bei den Rokkomans aufgekreuzt und haben die zur Rede gestellt. Was das denn solle, und ob sie nicht auf die Idee gekommen wären, mal nach Lizenzen für ihre Kopien nachzufragen. Und weil es das Schlimmste für den Japaner schlechthin ist, sein Gesicht zu verlieren, war der sofort zerknirscht und zu jeglichen Eingeständnissen bereit. Ich weiß bis heute nicht, was in deren Hirnen abging. Vielleicht eine andere Form vom Moral-Verständnis? Ein absolut fehlendes Unrechtsbewusstsein in diesen Dingen. 

Gary Kahler hatte schon ausfindig gemacht, dass hinter all dieser Kopiererei die japanische Firma „Takeuchi“ stand. Immer wieder warf er diesen Namen in die Debatte. Hier ein Foto der Takeuchis, welches mir damals zugespielt wurde.
Takeuchi Crew
Na ja, die Rokkomans, die auch andere Produkte anzubieten hatten, haben jedenfalls sofort alle Preislisten vernichtet und eine Kooperation angeboten. Am nächsten Morgen hatten alle Rokkoman-Standmitglieder rote, verweinte Augen. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet, aber heulen auf Befehl „von oben“  können die ja tatsächlich. Das sind Sachen, die man als Nicht-Japaner kaum glauben mag. Und wer schon derart dreist fremde Produkte abkupfert, dem ist eigentlich auch generell nicht über den Weg zu trauen. Und so kam es dann auch. Irgendeine Lizenzzahlung haben wir nie erhalten, obwohl wir kurz darauf einen entsprechenden Vertrag aufgesetzt haben.

Aber da war es, das neu "R"-Logo!


Kultige Kataloge

Rockinger Katalog
Unsere Kataloge waren von Anfang an sehr informativ, wie ich finde. Insbesondere, weil ja in diesen frühen Jahren den Leuten eine Menge Information fehlte. Also haben wir uns bemüht, alles so genau wie möglich zu erklären, wie geschichtliche Hintergründe, „klassische“ Designs von Gitarren und Bässen usw.

Schon früh hatten wir in unseren Katalogen auch die Rubrik „Elektrik für jedermann“, ein grundlegendes Manual, was alle gängigen Schaltungen der auf dem Markt befindlichen Instrumente und allerlei Optionen für bessere Schaltungen erklärte. Das lag mir am Herzen, weil ich selbst (als kein „Kosmos Elektromann“) ein unverständiger Idiot in elektrischen Dingen bin. Also hatte ich mich bemüht, erst mal mir selber – und damit eben auch unseren Kunden – die Sachlage so simpel und verständlich wie irgend möglich zu erklären. Ganz simpel: Was ich als Blödmann selber verstehen kann, können auch andere verstehen. Und das war ein voller Erfolg, der natürlich auch die Gitarristen- und Bassisten-Kundschaft sehr interessierte. Oh Gott, all diese Schaltungsmöglichkeiten bei einer Vielzahl von Pickups. All die Spulen von Humbuckern, Splitting, Out of phase, 3- und 5-Weg Schalter. Selbst heute noch muss ich bestimmte Sachen immer wieder in meiner Schaltungssammlung nachschlagen, weil das alles nicht in meinem Kopf bleiben will.

Und Harald hat uns ein neues Firmen-Logo designt – weg von dieser Fender-artigen „Brush-Script“-Typografie. Auf dieser Website könnt Ihr unter „alte Kataloge“ all dies sichten und ich habe mal einen Katalog aus den 80ern gescannt und komplett reingestellt, weil der einen guten Überblick auf unser damaliges Schaffen bietet. Und natürlich kommt da auch besagtes Manual vor, (was natürlich auf der aktuellen Rockinger-Website ebenso und noch verbessert vorhanden ist). Leider ist alles damalige Schriftliche sehr klein gedruckt – Lesebrille empfohlen!
 Rockinger Elektrik für Jedermann

1983 – NAMM- und Buddy in Chicago

Im Laufe der NAMM-Musik-Messe haben wir zusammen mit Bernard Ayling eines Abends einen waghalsigen Ausflug in die South Side gemacht. Ein gewisser Buddy Guy hatte da einen Auftritt. Ich wusste gar nichts von dem, aber laut Bernard wäre er der Beste. Und dass Jimmy Hendrix sich bei dem spiel- und soundmäßig bedient hätte. Buddy Guy hat mich echt umgehauen. Heißer Blues in der Checkerboard Lounge in Southside Chicago. Ein total verwarztes Lokal mit wilden schwarzen Typen und dicken schwarzen Frauen, die dauernd irgendwelche anmachenden Obszönitäten gen Bühne grölten. Und Buddy gab freche Sprüche zurück und erzählte locker kleine Geschichten. Jedenfalls voll Rock’n’Roll und eine unglaubliche Laut- und Leise-Dynamik, angereichert durch totale Interaktion mit dem Publikum. Eine mir bis dato völlig unbekannte prickelnde Atmosphäre. Wer Buddy Guy nicht kennt, hat was versäumt! Ein privater Chauffeur hat uns dann sicher zurück zu unserem Hotel gefahren, denn in der South Side geht man besser Null Risiko ein …

Ach ja, auf der Namm kamen dann sogar Leo Fender und George Fullerton vorbei und beguckten unsere Tremolos. „So you got some nice things.“, kommentierte Leo.
Bernard mit Leo Fender