2023 - 08 - Wild Coast, Franschoek, Südafrika
A long way ...
Ab nun war Kilometer abarbeiten angesagt, denn das erste, wirklich attraktive Ziel Knysna, eine Stadt an der touristischen Strecke „Garden Route“ in der Provinz Westkap, war 1000 Kilometer entfernt, also in drei aushaltbaren Tagesreisen zu erreichen. Immerhin mal wieder gepflegt jede Menge Musik hören, Little Feat, Lou Reed, Stones etc.
Zuerst nach Port Edward, eine Siedlung ähnlich St. Lucia, die Infrastruktur wieder an der Durchgangsstraße, aber wesentlich ärmlicher – wie auch unser Abendessen um 18 Uhr: Hamburger mit Pommes.
Morgens weiter nach Port St. John, und straßentechnisch gesehen noch schlimmer, sprich jede Menge Schlaglöcher „Potholes“ (Pot Holes), ein Wort, welches Paloma „Potóles“ aussprach und sich so zum Running Gag entwickelte. „Los putos potóles!“ mit Akzent auf dem zweiten O. Dann Nebel, dass man bisweilen die Hand nicht vor Augen sah. Und je ärmlicher die Gegend, umso brutaler und zahlreicher wurden die Schikanen vor und nach jeder Dorfdurchfahrt. Alsbald resümierten wir, dass es gut- und bösartige Huckelschikanen gibt. Die gutartigen steigen sanft an, und fallen ebenso sanft wieder ab, regelmäßig so um die drei Meter breit. Die bösartigen hingegen messen nur ca. 60 Zentimeter Breite und fallen auf beiden Seiten eher scharfkantig aus.
Zu beiden Straßenseiten eine Unzahl von Menschen zu Fuß auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit oder sonst wohin, sowie dauernd Kühe, Schafe, Ziegen sehr nah am Wegesrand grasend. Und ab und an ein toter Hund, wobei wir einmal sogar eine Gruppe von vier Hunden passierten, die gerade einen toten Esel ausweideten.
Ein Zwischenstopp in Ballito, wo unser Kapstädter Duesenberg-Händler ein Chalet in einer voll abgeriegelten, Weißenenklave sein Eigen nennt. Nach einigen Garmin-verursachten Irrfahrten holte er uns mit seiner roten Vespa am streng bewachten Eingangstor ab. Mein Führerschein wurde von einem bewaffneten Schwarzen eingescannt. Sodann hinein ins Resort, alles sehr schön, wunderbar begärtnert, Flora und Fauna, Golfplätze etc. Leider hatten wir wie immer vergessen, das Golfbesteck mit auf die Reise zu nehmen. Aber das hier ist beschütztes Wohnen, man fühlt sich zwar sicherer, ist aber letztlich selbst der Eingesperrte. Die von draußen kommen ohne Legitimierung nicht rein, und Du kommst ohne auch nicht raus.
Und Andreas, unser Gastgeber, servierte einen super Rosé Sekt „Graham Beck“, der dem „Rotari Brut“ oder unserem „Cava de Nit“ in nichts nachstand.
Nach dem „Ausscannen“ meines Führerscheins seitens eines der Eingangswärter ging es weiter zu unserem heutigen Etappenziel. Port St. Johns (in der Provinz Ostkap) nimmt sich nicht viel mit Port Edwards, liegt aber an einer breiten Flussmündung. Rumpsteak mit Pommes war das Beste, was sich zur Nahrungsaufnahme finden ließ.
Chintsa
Und weiter! Chintsa, eine tatsächlich schöne und unbewachte Urbanisation mit Blick aufs Meer und riesig breitem Strand. Da ich im Tripadvisor bis auf ein Hotel-Restaurant „Prana“ praktisch nur Fish & Chips Restaurants und Pizzerien entdeckt hatte, riefen wir Mittags kurz vor Ankunft dort an, um einen Tisch zu reservieren. Schlechte Verbindung, die Frau wollte meinen Namen und Vornamen wissen, nahm alles umständlich auf, um mir am Ende zu verstehen zu geben, dass sie „fully booked“ seinen. Zumindest ließ sich aus den abgehackten Worten nichts anderes entnehmen. In unserer Unterkunft bat ich den Landlord, dort erneut anzurufen, weil mir die Sache komisch vorkam. Und tatsächlich schaffte der es, uns den Tisch für 19 Uhr (merkwürdige Zeit für Südafrika) zu reservieren, nicht ohne dass die Frau am Telefon meine kompletten VISA-Daten verlangte.
Um viertel vor sieben, totaler Stromausfall wie oft in diesem Land, kämpften wir uns durch dunkle Straßen zu diesem mit jeder Menge Vorschusslorbeeren versehenen Lokal. Das Prana liegt in einem riesigen Parkgelände, man fährt erstmal 200 Meter durch eine heckenbesäumte Einfahrt und gelangt, nachdem man einen Wachposten passiert hat, zum Parkplatz. Der Parkwächter fürte uns weitere geschätzte 150m über Wege mit Steinplatten zum Restaurant.
Vier üppig mit einer Unzahl von Besteck eingedeckte Tische, wir waren die einzigen Gäste. Der äußerst servile Kellner drehte die Flamme des Heizpilzes weiter auf und brachte uns alsbald die bestellte Flasche Rotwein bester Qualität. Auf die Frage, wo denn die anderen Gäste seien (fully booked), erläuterte er, dass die reichen Hotelgäste sich ihr Essen in ihre Suites bringen ließen. Meieomei, der arme „Boy“, der ständig mit Mahlzeiten aus der Küche nach draußen schritt! Überhaupt hat es immer einen schalen Beigeschmack, arme Leute zu sehen, die sich abrackern, während die Reichen zumindest versuchen, letztlich auf deren Kosten das Leben zu genießen.
Wie es sich gehört, zuerst zu klassischer Opernmusik ein Amuese Geulle, bestehend aus je zwei Kroketten, einem süßlichen Crossaint und einem daumendicken Weißbrotfinger so wie 3 „Eierbechern“ mit Oel, Balsam-Essig und klein gehackten Nüssen. So konnte man die das Weißbrot ins Oel und dann in das Nuss-Becherchen tauchen, um die Nussmischung daran zu kleben. Wozu? Und absolut nichts besonderes.
Dann kam eine gut und etwas pikant gewürzte Linsen-Bohnen-Suppe, gefolgt von einem arabisch anmutenden Lamm Ragout und für meine Partnerin ein gebratener Fisch, bedeckt von einer Soße, die auch den letzten Anflug von Geschmack zunichte machte. Währenddessen lichtete sich auf dem weißen Tischtuch die unglaublich Vielzahl an Besteck.
Die mit Zimt angereicherte Eiscreme war ok, die Käseplatte zum Nachtisch aber auch nichts besonderes. Immer diese geschmacksneutralen Mozarella Kügelchen!
80 Euro für uns beide, wobei der hervorragende Wein mit 30 Euro zu Buche schlug. Wozu bitte all dieses Kreditkarten-Theater, diese tausend Messer, Gabeln und Löffel und diese extreme Servilität? Und woher kamen all diese 5-Punkte Bewertungen dieses Lokals in Chintsa? Unter Blinden ist der Einäugige König!
Knysna (gesprochen: Neisna)
Auf dem Weg in die Provinz Kapstadt sieht man immer wieder große Flüsse, die sich aus tiefen Tälern heraus ins Meer ergießen. Eine perfekte Landstraße und alsbald eine recht luxuriöse Suite in einem Etablissement auf einer Insel.
Wie immer, alle Angestellten, Kellner etc. schwarz, und alle Gäste weiß. Und dasselbe in den Bars und Restaurants, Kellner und Bedienstete immer schwarz, die Gäste fast ausschließlich weiß. Und das rührt daher, dass die meisten Schwarzen sich einfach keinen Restaurantbesuch leisten können. Die stehen an der Straße und winken einen zwecks Trinkgeld zum Parken ein, obwohl man gar nicht parken möchte. Oder sie bieten Orangen oder Blumen zum Kauf an, das sogar, wenn die Nacht schon hereingebrochen ist.
Irgendwie fehlt vielerorts das richtige Leben, es gibt keine Zentren, kaum Strandbars, spätestens um 21 Uhr fällt der Strom aus und man kann nicht mehr rausgehen. Alles ist irgendwie anders!
Dazu sagen die Leute, in Südafrika soll man besser nachts nicht unterwegs sein. Aber wohin soll man auch unterwegs sein, wenn immer spätestens um 21 Uhr der Strom abgestellt wird? Man könnte auf Verschwörungstheorien kommen: Ein Mechanismus der „Macht“, ab 21 Uhr, um die Leute von gefährlichen Aktivitäten (Alkoholkonsum etc.) abzuhalten.
Und was witzeln die Leute hier?
Was haben wir als Lichtquelle vor Kerzen benutzt? Strom.
Oder: Was muss ein südafrikanischer Mann haben, um Frauen zu beeindrucken? Einen Generator.
Ausflug nach George (ca. 45 Kilometer): Da sagt jemand, „George“ wäre wunderschön. Aber George ist nicht der Rede wert, es ist nichts, nur wieder diese lange Durchfahrtsstraße mit Shopping Malls, Tankstellen, Computershops und Autowerkstätten. So ist es: Ganz oft geht oder fährt man hoffnungsvoll los, findet nichts und kehrt frustriert zurück. Oder man hat tatsächlich eine Bar gefunden, aber der Kellner gibt einem zu verstehen, dass er wegen des Stromausfalls gerade nichts ausschenken kann.
Knysna, immerhin: Hier auf Theissen Island das allererste funky Restaurant samt Bar! Und wie heißt es: Tapas. Der Spanier fühlt sich geehrt. Buntes Treiben. Es gab sogar Austern und Lifemusik, rockig gespielt von einem weißen Trio. Und jede Menge weiße junge Leute, wobei der weiße Südafrikaner meist extrem unelegant bekleidet ist.
Franschoek: Von arm nach reich - von schwarz nach weiß ...
Sonntagmorgen, weiter Richtung Weingebiet, Franschoek. Um 12 Uhr begann das Frauenfußball-Finale Spanien - England. Keine Raststätte mit Fernseher (eher ungewöhnlich), dafür fanden wir aber einen hiesigen Radiosender mit sehr alerter, lustiger Dame, die natürlich alles auf Zulu (oder wie die Landessprache hier heißt) kommentierte. Allerlei spanische Wortbrocken wie Real Madrid, Barcelona, Atletic Club, Olga, Hermoso … konnte man identifizieren, insbesondere mehrfach das Wort „Spain“ beim 1:0 unserer Mannschaft.
Franschoek bedeuted in etwa „Franzosenwinkel“, denn hierhin sind bereits um 1688 rund 200 verfolgte Franzosen (Hugenotten) ausgewandert. Dieser milde Flecken Erde liegt in einem Tal, umgeben von einer bizarren Bergkette in einer atemberaubenden Landschaft und wurde uns von einem Bekannten als „der schönste Ort im Wineland“ gepriesen. Na ja, Ich kann dazu nur sagen, dass jedes kleine Dorf im Frankenland oder in Andalusien etwa zehnmal schöner ist. Wieder befindet sich die gesamte Infrastruktur an der Durchgangsstraße, wobei die schicken Häuser zugegebenermaßen korrekt gebaut und verputzt sind. Aber es ist dieses Disney-Land-artige, „hier das preisgekrönte südafrikanische Muster-Dorf!“, wie etwa unsere Insel Spiekeroog oder Fornalutx auf Mallorca. Es fehlen nur noch die Gartenzwerge in den Vorgärten! Und das alles mit dem Anstrich "Paradies für feingeistige Weinliebhaber". Dieses Örtchen strotzt nur so vor teuren Boutiquen, Feinkost- und Spirituosenläden, piekfeinen Restaurants und entsprechend reicher, großbürgerlicher Klientel, die umso ekliger wirkt im Zusammenspiel mit den wenigen ärmlichen Schwarzen, die hier an der Straße sitzen oder um Geld betteln.
Unser Etablissement lag etwas außerhalb, zypressenbesäumter Einfahrtsweg wie in der Toskana, stilvoll eingerichtet und geleitet von einer super netten deutschen Angestellten. Das bisher weitaus beste Frühstück hier im kaminbeheizten Ambiente, bei einer Außentemperatur von 7 Grad und Regen. Tagsüber erwärmt es sich bis auf 14 Grad und fällt abends, während man sich auf den Weg zu einem der vielen Fressplätze macht, wieder stark ab.
Austernbrüstchen an Morchelrahm mit Waldheini-Emulsion
Unter den zahlreichen Restaurants gibt es leider kaum eines, welches nicht ein festes Menü vorgibt. Diese Unsitte begann, als irgendwelche ambitionierten Chefköche ihr Speisenangebot von vier auf vierzehn Gänge aufbliesen, mit dem Ziel, damit die 3-Stern-Michelin-Punkte dieser französischen Eliteorganisation einzuheimsen. Oh je, diese winzigen, aufgepunzten, hingezieselten Portiönchen, drapiert, gebettet, sößchenumrandet und womöglich verziert mit verzehrbaren Blumenblüten, davon ein Teller nach dem anderen. Ich bin es leid, wobei wir am ersten Abend nach all dem basischen Essen an der Wild Coast hier immerhin das bisher beste Dinner hatten. Aber es gehört nicht viel dazu, Fish & Chips und Hamburger zu übertrumpfen, und die Austern waren mit Vorsicht zu genießen: nachts Diarrhoe und Erbrechen!
Alles wirkt gekünstelt, und wer in Spanien gut und authentisch zu essen pflegt, sieht die Dinge mit anderen Augen. Wenn man bestes Material zur Verfügung hat, braucht man das nicht mit Schäumchen, Samenkörnern und anderen dekorativen Elementen aufzupeppen!
The wine
Was sich jedoch wirklich sehen und schmecken lassen kann, ist der Wein, sei er rot, weiß, rosé oder perlig. Was die Winzer hier produzieren, ist wirklich absolute Spitzenklasse. Da müssen sogar die Italiener und Spanier den Hut ziehen, während den Franzosen nichts anderes übrigbleibt, als neidvolle Mienen aufzusetzen und ihren völlig überteuerten Moet & Chandon ins Klo zu kippen.
Wein, voll Rohr?
Delaire Graff - die „Muss“-Bodega kurz vor Stellenbosch. „Unbedingt besuchen!“, wurde uns gesagt. Hochherrschaftliche Einfahrt mit Wachposten, Führerschein einscannen, großer Parkplatz und hinein in die heiligen Hallen! „What can we do here besides testing wine or having lunch?“, war meine Frage an die Empfangsdame. „Shopping, diamonds, clothes etc.“, die Antwort. Wir begaben uns zum Weintestsaal und wurden geseated. Verschieden klassifizierte Testweingruppen, wir bestellten die teuerste und eine Oliven-Karottenplatte (€ 50,-). Wie der Preis erwarten ließ, waren die dann präsentierten Getränke (1 Cava, 2x Weisswein und 2x Rotwein) absolut nichts besonderes. Dazu hinter uns ein Pärchen, aus dessen Handy es laut schallte, und neben uns ein älterer Herr mit einer schlanken, voll schönheitsoperierten Dame unbestimmbaren Alters. Mal wieder viel Aufhebens um wenig!
Hermanus
Sollte es überhaupt einen hübschen Ort in dieser Gegend geben, dann ist das Hermanus, an der Küste gelegen, einladend wie ein Nordseebad, wobei man allerdings statt Robben am Strand draußen im Meer gelegentlich Wale sichten kann.
Ansonsten ...
Parkplätze findet man überall. Aber wartet mal ab, bis mit steigendem Wohlstand all die Schwarzen endlich auch Autos haben. Dann könnt Ihr euch umgucken, hier! Alles wird genauso unerträglich sein, wie in allen europäischen Großstädten.
Eigentlich ist alles super hier, Flora und Fauna, Tiere und nochmal Tiere, zu Wasser und zu Land, höchst beeindruckende Landschaften, Natur pur! Aber letztlich sind es, nennen wir es mal großzügigerweise Kleinigkeiten, die einen davon abhalten, in diesem Land mehr als Urlaube zu verbringen.
Bidets scheinen in diesem Lande nicht bekannt zu sein. Aber dafür haben sie schicke Badewannen!
Ausruhen
Der Klippschliefer (Dussie) verbringt etwa 95 % seiner Zeit mit Ruhen. [10] Während dieser Zeit kann man ihn oft beim Sonnenbaden beobachten, wobei es manchmal zu „Haufen“ kommt, bei dem sich mehrere Tiere übereinander stapeln. Es wird angenommen, dass dies ein Element seiner komplexen Thermoregulation ist . [36]