2015 - Antonia - Glück und Unglück

Antonia - Glück und Unglück

Die Realität ist manchmal schriller als die Fiktion. Hier mal eine spanisch-italienische Geschichte - Namen von der Redaktion geändert:

Also, Antonia, die beste Freundin meiner Lebenspartnerin, lebt seit langem an der Costa del Sol in der Nähe von Malaga. Sie hatte einen guten Job an der Rezeption eines Hotels, wo auch Scheichs mitsamt 50-köpfiger Belegschaft von Harem und sonstigen Bediensteten abstiegen. Ein Sündenpool, wo auch seitens der Scheichs und derer Untertanen Trinkgelder von umgerechnet € 500 keine Seltenheit waren. Luxus hoch drei!

            Leider aber irgendwann vorbei, Finanzkrise, alle bitte nach hause gehen! Kurz vorher hatte sie sich auf Kredit in einer hübschen Urbanisation nahe Malaga ein kleines Chalet gekauft und in dem kleinen Küstenort Fuengirola den schmucken Italiener Fernando kennengelernt, der in der "Hungergasse" (Calle de hambre) das kleine Restaurante "Ciao" betrieb. Fernando aus Desenzano am Gardasee, ein schmucker Mann, anscheinend mit viel Geld, kein Problem damit, ein Abendessen mit allem vom Feinsten für ebensolche umgerechneten € 500,- zu spendieren. Und Frauen stehen auf Dandies mit Ausstrahlung, sie sich also mit diesem Spagetti leiert.


            Kurz drauf begab es sich, dass das Restaurant gegenüber dem Ciao frei wurde. Antonia spontan vom Staat ihr gesamtes Arbeitslosengeld eingefordert und damit auch Inhaberin eines Lokals in der Hungergasse, in Kooperation mit ihrem Fernando. Leider erwiesen sich beide Restaurants als Verlustgeschäfte, sodass die beiden Antonia’s Lokal aufgaben, um fortan einzig und allein gemeinsam das Ciao zu betreiben. Um das zu bewerkstelligen musste aber die Inhaberschaft umgeschrieben werden, und Fernando gestand Antonia gezwungenermaßen, dass er hier illegal weilte und das Ciao bisher noch auf den Namen seiner Ex-Frau lief, die kurz vorher mit einem rumänischen Akkordionspieler das Land verlassen hatte. Und Fernando machte noch mehr Geständnisse. Dass nämlich seine Ex auch seine Bewährungshelferin war, und dass er in Italien wegen Bankraubs im Knast saß und sich bei einem von seiner Ex organisierten Freigang verkrümelt und sich mit ihr nach Italien an die Costa Nostra verzogen hatte. Späteren Erhebungen zufolge konnte Fernando unmöglich in der Lage gewesen sein, von den Ciao-Einnahmen 500 Euro teure Abendessen zu spendieren. Also muss er anderweitig an so viel Geld gekommen sein. Was liegt näher als "Mafia, Kokain, Drogen"? Denn die Costa del Sol heißt nicht ohne Grund "Costa Nostra"!

            Irgendwas muss dann aber schief gelaufen sein, weil plötzlich gar kein Geld mehr da. Alle Quellen versiegt, alles ging den Bach hinunter. Antonia musste ihr gesamtes Schmuckerbe versetzen, und trotzdem wurde die Situation immer bedrohlicher, sodass es unausweichlich schien, dieses gastronomische Gewerbe zu schließen. Und urplötzlich ging es dem Fernando gesundheitlich derart schlecht, dass er sich ins Hospital einweisen ließ. Lungenentzündung, Diagnose: Tuberkulose! Damit hat er auch Antonia angesteckt. Beide mussten heftige Tablettenkuren über sich ergehen lassen. Leider hat zu diesem Zeitpunkt keiner der Ärzte weiter nach den Ursachen dieser Krankheit gesucht. Grund dazu gab es erst einige Zeit später, als es unserem Fernando erneut ganz schlecht ging. Wieder Hospital, Diagnose: HIV positiv, AIDS! Antonia natürlich Horror! Fernando weiter geständig, dergestalt, dass er sich das wohl im Knast in Italien geholt hatte. Man weiß ja, was da so alles passiert!

            Zum Glück konnte bei Antonia nicht positives nachgewiesen werden. Es gibt ja diese rätselhafte Prozentzahl von Personen, die sich von AIDS nicht anstecken. Aber all dies war nun doch genug. Antonia gab Fernando den Laufpass, mit der Empfehlung, doch besser nach Italien zurückzukeheren, um seine Reststrafe abzusitzen.

            Weiterhin alles schwierig: Keine Einnahmen mehr, kein Job, Schulden vom Ciao, jeden Monat € 500 für die Hypothek des Chalets. Und dennoch Licht am Ende des Tunnels! Antonia hat sowohl einen vermögenden Bruder als auch eine reiche Tante, die einige hochklassige Schönheits-Zentren betreibt - Elektrowellen-Therapie, was weiß ich...

            Der Bruder ihr einen Kredit gegeben, mit dem sie alle Schulden des Lokals abzahlen und sich letztlich auch aus weiterer Verantwortung ziehen konnte, indem sie ihren Anteil an einen Kellner überschrieben hat, der mit dem weiterhin illegalen Fernando weiter das Ciao betreiben sollte, bis man jemanden gefunden hat, der dieses unter Zahlung einer Ablösesumme übernehmen könnte. Und in einer Filiale der Tante war gerade eine Stelle vakant geworden, die Antonia dank ihrer Hotelqualifikation und Ausbildung nun sofort antreten konnte.

            Und immer noch nicht genug des Glücks!: Eine alte Freundin (seit über 35 Jahren) hat zusammen mit ihrem Ehemann eine kleine Wohnung in der Nähe von Sevilla, fällt dort höchstens einmal im Monat ein und stellte ihr diese Wohnung erstmal zur Verfügung, keine Kosten, wunderbar. Hier hört das Glück aber auch schon wieder auf. Während des letzten Sevilla-Besuches des Päarchens wurde ihr vom Ehemannn gesagt, sie dürfe das Wohnzimmer nicht betreten, hätte die leeren Milchtüten auf genau spezifizierte Art zusammen zu falten und dann zu entsorgen, dürfte nur das „kleine“ Badezimmer benutzen (das „große" nicht) und dürfe außerdem ihr Neccessaire (Badezubehör-Täschchen) zwar in das kleine Bad hinein nehmen, dürfte es aber da nicht lassen. Außerdem rief die „Freundin“ sie kürzlich auf der Arbeit an, „wo denn das Brotmesser sei, welches sonst in der Küche da und dort in dieser Schublade gelagert war“. Wie ist sowas möglich? Wo sind wir, im Jahre 2015? Was ist geschehen mit der Menschlichkeit?

            Unser spontaner Rat: „Du musst da sofort ausziehen!" Dazu haben wir ihr erstmal Geld geliehen, und sie hat in Sevilla 5 Minuten von ihrem Arbeitsplatz entfernt für € 400 monatlich eine schnuckelige kleine Wohnung mit Patio-Nutzung gefunden. Damit alles wieder im Lot ist, müssten wir nur noch einen Killer beauftragen, der dieses schnöde, kranke Pärchen um die Ecke bringt.

            Und immer noch nicht genug!: Sie hatte einen Käufer für ihr Chalet gefunden. Natürlich einer von diesen Haifischen. Obwohl sie den Preis schon auf unglaubliche € 110.000 gesenkt (für immerhin mehr als 100qm an der Costa del Sol samt von allen Miteigentümern nutzbarem Swimmingpool und Tennisplatz), bot der Haifisch - ihre Notlage witternd -  € 93.000. Sie zugesagt, machmal gibt es halt Verluste im Leben.